Stephanie Jaeckel: Singen statt Schreiben – Hörtexte verständlich formulieren

Referentin: Stephanie Jaeckel, Audioguide-Texterin, Rundfunkautorin und Podcasterin

1. & 2. Tisch­gespräche-Runde (10:20-11:50 Uhr)

Stephanie Jaeckel: Singen statt Schreiben – Hörtexte verständlich formulieren

Warum ist es schwierig, verständliche Audio-Texte zu schreiben? Vermutlich, weil wir uns beim Schreiben nach wie vor am Lesen orientieren, nicht am Hören. Doch liegt hier ein entscheidender Unterschied: Wir lesen Inhalte, doch wir hören Stimmen, Rhythmen, Hebungen, Senkungen, kurz gesagt Lieder. Ein Hörtext liegt näher am Gesang als an der stringenten, und damit optisch gut nachvollziehbaren Präsentation von Zusammenhängen. Für die Ohren zu schreiben, bedeutet also keineswegs „einfacher“ zu formulieren, sondern fordert ein im Kern anderes Herangehen. Linearität kann zum Beispiel unterlaufen werden, dagegen ist Redundanz ein wichtiger Bestandteil (so wie Lieder häufig auch den Refrain nutzen, um den entscheidenden Punkt wieder ins Gedächtnis zu rufen).

In meinem Autor*innengespräch geht es mir darum, den Sinn für den akustischen Aspekt von Texten zu wecken. Dazu braucht es vor allem ein Verständnis dafür, dass Hörtexte immer in einer akustischen Umgebung liegen. Es gibt kein weißes Blatt Papier, wie beim Schreiben, denn selbst wenn es vollkommen still ist, ist die Stille Teil des Gehörten, und nicht bloß planer Hintergrund. Wer fürs Hören schreibt, ist also nicht nur gehalten, Texte zu vereinfachen. Es geht darum von Linearen ins Räumliche umzuschalten, Sinnlichkeit, also den Sinn des Hörens ins eigene Formulieren mit einzubeziehen. Ein kurzes Schreibexperiment – das Beschreiben eines Bildes – soll das Thema für die Teilnehmenden greifbar machen.

Stephanie Jaeckel, Kunsthistorikerin (M.A.), seit 24 Jahren arbeite ich u.a. als Audioguide-Texterin, Rundfunkautorin und Podcasterin. Komplexe Zusammenhänge für ein breites Publikum verständlich zu machen, ist mein tägliches Brot. Von 2010-17 habe ich eine Trilogie von Kinderhörspielen produziert. Museumstouren, die nicht als Audioguide in den Häusern selbst, sondern als Wissensgeschichten für vor oder nach dem Besuch konzipiert sind (2014 Longlist des BEO Sach-Kinder-Hörspielpreis). Interview als genuiner Hörtext gehört zu meiner Arbeit, kann aber in der kurzen Runde keine Berücksichtigung finden.

 

Foto (c) privat

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