Referentinnen: Teresa Werner, Storydesigner & Social Author, und Janine Adomeit, Autorin bei dtv
5. & 6. Tischgespräche-Runde (15:00-16:30 Uhr)
Das Erzählen von sich wird im Marketing-Kontext immer gern unter dem Begriff „Storytelling“ verhandelt. Was dazu führt, dass Storytelling – zumindest in Deutschland – immer in die Marketing-Ecke geschoben wird. Viele von uns (mich übrigens eingeschlossen!) fühlen sich damit aber nicht wohl. Wir sind Autor:innen, wollen etwas mitteilen, zur Darstellung bringen, etwas bewegen in der Welt. Oder vielleicht – völlig crazy – einfach nur erzählen! Viele uns wollen aber keine große Brühe um sich selbst machen, wir wollen nicht von uns selbst erzählen. Wir könnten uns schließlich angreifbar machen. Oder jemand könnte neidisch auf uns werden. Kommt euch das bekannt vor?
Das Problem: Nicht nur die Verlagslandschaft ist inzwischen so gestrickt, dass wir eine gewissen Social-Media-Reichweite und/oder Publizität vorweisen müssen. Allein dass sie „Autorenkompetenz“ genannt wird, finde ich persönlich schwierig, weil etwas entsteht, was ich „Erzähldruck“ nenne. Und wir haben schon genug Druck mit unserem Schreiben! Das muss alles nicht sein und daher habe ich in den letzten Jahren ein paar Strategien entwickelt, die ich hier vorstelle. Als lebendes Beispiel bringe ich Janine Adomeit mit. Sie hat bei dtv debütiert und arbeitet gerade am zweiten Manuskript. Sie wird Einblicke geben, was sie von mir gelernt hat und wie ihr das hilft, mit ihrem Potential sichtbar zu werden.
Von der Literaturwissenschaft über das digitalisierende Agenturwesen ins eigene Unternehmertum – Teresa Werner hat einen rasanten Ritt hinter sich und weiß aus eigener Erfahrung: Der digitale Raum ist dem analogen gar nicht so unähnlich. Doch: Warum erzählen im digitalen Raum trotzdem alle immer so cringy Heldengeschichten? Ist das Konzept nicht spätestens seit Werther ausgestorben? Solche zugegebenermaßen nervigen Fragen stellt Teresa an das Storytelling wie es im Marketing verhandelt wird – und stellt so einige sehr ungesunde Schieflagen im digitalen Raum fest, die sie mit gesunden Menschenverstand gerade zu rücken weiß. Das Ergebnis: Eine treue Community und echte Beziehungen zu echten Menschen. Wie zum Beispiel zu Janine Adomeit, die seit 2008 in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht und deren Debütroman „Vom Versuch, einen silbernen Aal zu fangen“ 2021 bei dtv erschien. Janine wird das lebendige Beispiel sein, wie Teresas Strategien nicht irgendeiner ausgeklügelten Strategie entsprechen – sondern einfach normalen menschlichem Verhalten.
Fotos: (c) privat & Tilman Köneke