Was liegt daran, wer spricht

Referent: Frédéric Valin, Autor beim Verbrecher Verlag und Kulturveranstalter

5. & 6. Tischgespräche-Runde (15:00-16:30 Uhr)

Was liegt daran, wer spricht

„Wie kommt’s, daß Sie leben können, ohne daß Plakate von Ihnen sichtbar werden?“
Ich schaute zu Boden und erwiderte: „Mir ist um mein bisschen Glück bang.“

(Robert Walser)

Seit ich schreibe, hör ich mir den Schwachsinn an: als Autor, als Journalist habe ich eine Marke zu sein, die sich im Feld der Kreativwirtschaft zu positionieren hat. Ich habe meine Social-Media-Kanäle so zu bespielen, als dass ein Bild von mir entsteht, das die Öffentlichkeit oder zumindest gewisse Zielgruppen interessiert. Durch das Überangebot auf dem Buchmarkt sei ich gezwungen, Präsenz zu zeigen und an meinem Wiedererkennungswert zu arbeiten. Vor allem muss ich auch netzwerken, Kontakte knüpfen, dabei natürlich originell erscheinen, weil das meine Möglichkeiten optimiert, blubblubblub.

Das ist eines der neuen Kreativideale: der Marktschreier seiner selbst. Statt Werten und Ideen bleiben Hacks, bleibt der Versuch, das System zum eigenen Gunsten auszunutzen. Öffentliche Personen werden, statt Gegenwart zu kommentieren, selbst zum Symptom einer gestörten öffentlichen Kommunikation.

Wie entgeht man diesem Zynismus? Was ist neu daran, was schon altbekannt? Welche Auswirkungen hat das auf die gegenwärtige Literatur? Welche Konsequenzen kann man daraus ziehen? Und zur Hölle mit der Eitelkeit, die mich verwertbar machen will.

Es wird keine Antworten geben, nur Ideen, Fragmente und Schimpfwörter. Wäre ja noch schöner, wenn man zu dem Thema in 15 Minuten eine verwertbare sachbuchfüllende These aufstellen würde.

Frédéric Valin, Autor und Journalist. Im Verbrecherverlag erschienen die Erzählbände „Randgruppenmitglied“ und „In kleinen Städten“ sowie der Essay „Zidane schweigt“ über die französische Nationalmannschaft, das Scheitern des Multikulturalismus und den Aufstieg des Front National.

Foto: Sarah Berger

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